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Redebeitrag Fridays for Future

Eingetragen von emil (emil) am 29.11.2019
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Alles, was der allgemeinen Meinung nicht entspricht, ist zumindest einmal verdächtig. Allgemeine Meinung ist das, was meine Nachbarn und die Arbeitskollegen sagen. Und meine Facebook-Freunde. Und die Experten im Internet. Ich bin, sagen wir mal, Peter1962. Und ich kenne mich aus. Wenn ich in Politik in Zittau sage, was Sache ist, kriege ich ständig um die acht Likes. Mindestens. Ich bin Experte. Wer will mir was anderes beweisen? Alle, die nicht meiner Meinung sind, lügen. Die Wirtschaftsmafia und die Politikerkaste in Berlin und die jüdische Weltverschwörung, alle wollen mir ans Leder und mein Handy den Ausländern schenken und mein Kilo Gemischtes Hack für 1,99 Euro gönnen sie mir auch nicht. Und darum habe ich blau gewählt. Weil mal wieder jemand durchgreifen muss. Grenzen zu und Dieselpreise runter, dann muss ich mir auch nicht mehr Montags bei PEGIDA den Arsch erfrieren, jetzt wo der Winter kommt.

Jeder von uns kennt so einen Peter1962. Meist sogar mehrere. Sie werden immer mehr und sie werden immer lauter.

Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, Fakten von Blödsinn zu unterscheiden. Menschen, die von Globalisierung und Digitalisierung so sehr überfordert sind, dass sie blockieren, ihre Sicherungen rausknallen und sie panisch versuchen, den Fortschritt aufzuhalten indem sie ihn ablehnen. Und die hinter klugen Argumenten von Forscherinnen und Wissenschaftlern genauso Betrug und Verschwörung wittern wie hinter den Protesten und Unmutsbekundungen von Jugendlichen.

Wir denken, es ist an der Zeit, dass Peter1962 und seine verbitterten Sesselfurzer-Freunde wieder in ihre Kleingartensparten und Dacia Duster Garagen und an ihre Kneipenstammtische verwiesen werden und die Meinungshoheit wieder der Wissenschaft übergeben wird. Dass die Klimakatastrophe real ist, dass unsere Meere in Plastik ersticken, dass der Kollaps unmittelbar bevor steht, all das versuchen die Peters unserer Welt heute noch mit Hohn und Spott und Hass klein zu reden, aber es passiert auch schon etwas.

Hunderttausende gehen weltweit auf die Straße. Klimagipfel werden abgehalten. Regierungen schnüren eilig Klimapakete. Unternehmen schreiben sich Umweltbewusstsein auf ihre Fahnen, denn Umweltbewusstsein ist auf einmal gut fürs Image. Die neue Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen sagt öffentlich, dass die Europäische Union bis 2050 klimaneutral sein soll.

Wir wollen nicht blauäugig sein – natürlich ist das alles noch viel zu wenig, dauert das alles viel zu lange, um die Katastrophe aufzuhalten. Aber wir sollten ruhig auch mal anerkennen: ohne weltweite Proteste, ohne Greta Thunberg und Fridays for Future, ohne uns alle hier, wäre selbst das wohl nicht möglich gewesen und darum ist es so wichtig, nicht nachzulassen und weiter laut zu sein für Klimagerechtigkeit und Umweltbewusstsein.

Wir in Deutschland können doch niemals die Welt retten, hören wir unseren Peter1962 schon mit vielen Ausrufezeichen und Lachsmileys in seiner Facebook-Welt schwadronieren. Schon komisch, wenn es darum geht, die Grenzen wieder zu zumachen, hat er viel mehr Vertrauen in die Größe und Großartigkeit seiner Nation. Denn ein reiches Land wie Deutschland hat sehr wohl die Macht, mit Wissenschaft und Forschung, mit Technologie und Entwicklergeist Standards zu verändern und über die eigenen Staatsgrenzen hinaus zu wirken. Und wir haben die Kraft, Einfluss zu nehmen auf die Entwicklung der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Und das sind in den aktuell noch 28 Staaten immerhin 500 Millionen Menschen.

Für Klimabewusstsein zu kämpfen heißt für uns auch, für ein vereintes Europa zu kämpfen. Klimapolitik heißt auch Europapolitik. Wir können förmlich sehen, wie Peter1962 und seine Kumpels vor Wut ein Äderchen im Auge platzt, aber wir bleiben dabei. Ein erfolgversprechender Wandel des Weltklimas wird uns nur mit einem klug agierenden, einigen Europa gelingen.

Vielen Dank für Euer Interesse an unseren Worten. Und allen Peters hier: sorry, das Euer Name gerade für so viel engstirnigen Kleingeist herhalten musste.

 

Zuletzt geändert: 06.01.2020, 17:25 Uhr

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